Aufgetreten: Zusch ist keine Brause. Aber ein Festival in Gadebusch…

Das war überraschend, inspirierend, fröhlich und sympathisch: In der kleinen Stadt Gadebusch gibts das Zusch-Festival. Zusch steht dabei für „Zukunftsschloss“ – so eines hat Gadebusch nämlich, ein Schloss, und das hat hoffentlich Zukunft, es wird gerade aufgehübscht und es gibt große Pläne. Doch das nur am Rande.

Beim Zusch-Festival gibts traditionell immer auch Programmpunkte auf Plattdeutsch. Und in diesem Jahr drohte einer davon auszufallen. Künstlerin krank… kannste nüscht machen. Und jetzt komme ich ins Spiel. Freitagfrüh, ein Anruf vom Zusch-Festival-Impressario – ob ich einspringen könnte. Ich! Mit meinem noch kaum gespielten Liederprogramm. Und dann gleich für vier mal 20 Minuten – als eine Station beim Wandelkonzert. Ich hab Bedenkzeit gebraucht, das gebe ich zu und dann hat doch die Lust, das Risiko einzugehen, gewonnen. Und ich habs nicht bereut. Im Gegenteil. Wenn ein Auftritt mehr Energie einbringt, als er kostet, dann wars wohl toll, soviel sei vorweg genommen.

Also: Gitarren ins Auto – erste Station Museumshof. Da gibt es Suppe und nette Gespräche und die Big Band der Kreismusikschule Nordwestmecklenburg aus Wismar eröffnet furios. Ich bekomme den „Künstlerbeutel“, darin Wasser, Schokoriegel, Bananen, und werde von freundlichen Leuten ins Rathaus gebracht, der Saal: geschichtsträchtig, Platz für so um die 30 Leute. Technikcheck und los. Gleich die erste Runde macht wahnsinnig Spaß, ich bastel das Programm nach Gefühl, das Publikum ist wohlwollend und lacht viel. Die Rhabarber-Barbara macht sich bestens als Schluss, pünktlich auf die Minute, denn die Leute wollen ja weiter, es gibt Zuspruch und Lob. Eine Buchhändlerin verkauft plattdeutsche Bücher und muss das Programm viermal hören – ich versuche also mich an Abwechslung und ändere, je nach Gefühl.

Die Angst, dass nach dem ersten Schwung die Leute wegbleiben und lieber Jazz im Museum, Singer-Songwriter in der Gaststätte oder Orgel und Trompete in der Kirche lauschen, ist unbegründet. In den letzten zwei Runden singen wir am Schluss gemeinsam – das Lied, das alle kennen und können: Dat du mien Leevsten büst… Und für mich ist schön zu merken, dass es wieder wie früher ist, solo oder mit Band, einfach Musk machen, Geschichten erzählen, ohne die ständige Sorge, dass da was schief gehen könnte. Es geht nämlich nichts schief und wenn doch, dann kann ich es problemlos überspielen und bleibe guter Laune dabei. Das war früher nämlich meine Achillesferse – ich hab mich selbst so sehr über Fehler geärgert, dass der Abend gelaufen war. Ist heute anders.

Alle vier Runden laufen also bestens, danach schwebe ich noch fix zum Museumshof, gute Gespräche und: eine Jazz-Session. Und dank „Jazz up Platt“ kann ich ja nun zumindest drei Jazz-Klassiker soweit auf die Bühne bringen, dass es nicht peinlich wird. Wir entscheiden uns für den absoluten Schlager unter den dreien – „Fly me to the moon“ – auf Platt: „Hei, wat bün ik duhn“ und ich sag mal so: mit dieser Band zu spielen war eine Freude, eine Ehre, ein Vergnügen… irre gute Musiker, zugewandt und aufmerksam.

Zwei weitere Tage haben die Gadebuscher ihr Zusch-Festival gefeiert und ich bin sicher, dass das Spaß gemacht hat. Und ich hab die Stadt an diesem Abend verlassen mit dem besten Nachauftrittsgefühl von allen. Danke an den Herrn Impressario Karl-Heinrich Wendorf und an die anderen Leute von der Kultursegel-Gesellschaft, an die Gadebuscher und an den Fotografen Oliver Borchert natürlich für die fantastischen Bilder.

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