Ich habe schon sehr lange damit geliebäugelt, mal ein Hörbuch aufzunehmen. Immer wieder haben Mitmenschen meine Eitelkeit gestreichelt, indem sie mir genau das nahelegten: „Och, wenn Du ein Hörbuch sprechen würdest, ich würds hören…“
Nun ist es passiert. Was genau passiert ist, was ich gelernt habe, wie das Hörbuch klingt und warum ich mich über ein Dankeschön ganz besonders gefreut habe: Einfach weiterlesen.
Ich hätte mich längst mal ranmachen können, eine Hörbuch-Referenz zu erstellen, Texte schlummern genug in der Schublade und den einen oder anderen Autoren in meinem Umfeld, der mir seinen Text dafür leihen würde, gäbe es sicher auch. Aber wie das so ist… einerseits gibt es Menschen, die so etwas studiert haben, Schauspieler, Sprechkünstler… und ich habe Respekt. Ich bin mehr oder weniger Autodidakt, obwohl, das nicht zu erwähnen wäre falsche Bescheidenheit, ich seit 30 Jahren mit meiner Stimme arbeite, als Sänger, mit Ausbildung sogar, als Podcaster, Sprecher, Vorleser, Radio- und Fernsehreporter. Andererseits, und das ist vielleicht der Hauptgrund: es kommen ja immer irgendwie Projekte ins Haus, Journalismus, Moderationen, Podcasts, immer spannend, immer fesselnd und Zeit, ja Zeit ist ja immer zu wenig da und deshalb gibt, nein: gab es bislang kein Hörbuch, auf dem irgendwo klein mein Name steht. Doch, wie angedeutet, jetzt kam da ein äußerst reizvolles Projekt daher und das sieht so aus:
Mutmacher – die Anfrage
20 Unternehmerinnen und Unternehmer aus verschiedenen Branchen haben ein Buch geschrieben. Sie schildern darin die Herausforderungen, Hindernisse und Wirren die ihnen begegnet sind auf dem eigenen unternehmerischen Weg – in der Regel am Beispiel der Corona-Pandemie. Dann zeigen sie Wege aus der Krise und liefern dabei natürlich jede Menge Input zum eigenen Angebot. Coaches, IT-Experten, Verkaufs- und Marketing-Leute, eine Steuerberaterin, eine Krimi-Event-Veranstalterin, Fitnessstudio-Betreiber sind dabei… Und die Verfasser haben beschlossen: meine Stimme wäre gut für ihre Texte. Angefragt haben sie die komplette Produktion, von der ersten Absprache bis zum fertigen Produkt. Und jetzt gibt es das „Mutmacher“-Buch, rund achteinhalb Stunden lang, als Hörbuch mit meiner Stimme. Die von Frauen geschriebenen Texte hat die Sprecherin Claudia Thürmer übernommen – danke für die großartige Zusammenarbeit!
Zehn Dinge, die ich bei der Produktion des Hörbuchs gelernt habe
Tolle Partner sind toll
Mit Thomas Fink vom Studio 2 hab ich oft zusammen gearbeitet und es war immer sehr produktiv. Er hat die Schmalz-und-Marmelade-CDs produziert, die Dosenfischer-CDs und ich hab sie alle sehr gern. Das Studio selbst ist extrem professionell und Thomas Fink ist jemand, der mitdenkt. Klar, über die Jahre habe ich genug Technik und Know How eingelagert, um das auch selbst machen zu können, aber ein Tonstudio ist eben ein Tonstudio und nicht umsonst hat die Menschheit irgendwann die Arbeitsteilung erfunden, eben weil es Experten geben muss in dieser vielschichtigen Arbeitswelt. Das „Danke“ an die überaus professionelle Kollegin Claudia Thürmer hab ich ja schon oben formuliert.
Auf das Setting achten
Im Studio 2 bleibt die Einrichtung im Aufnahmeraum vom ersten bis zum letzten Tag absolut gleich – die Position von Mikrofon und Stativ, Tisch und Stuhl… auf meine Ansprechposition am Mikrofon achtet Thomas Fink an der Abhöranlage… Das ist kein Luxus, das ist eine Grundlage – Raum beeinflusst Klang. Schließlich muss das Ergebnis durchgehend gleich klingen, egal, ob morgens, abends, an einem Montag oder an einem Mittwoch aufgenommen wurde. Ich lese den Text von Laptop oder iPad, da raschelt dann auch nichts…
Wer seinen Text kennt, ist klar im Vorteil
Es gibt bei vorgelesenem Text natürlich die Möglichkeit, Fehler herauszuschneiden. Auch so, dass es hinterher nicht mehr hörbar ist. Aber das dauert. Insofern: Alle sind glücklicher, wenn ich mich vorbereitet habe.
Fallstricke erkennen
In nahezu jedem Text sind Begriffe, die nicht mit den Standard-Ausspracheregeln abgeglichen werden können. Namen, Marken, Produkte… In der Vorbereitung fallen die auf. Wenn ich die richtige Aussprache vor der Aufnahme mit dem Auftraggeber kläre, sind wiederum: alle glücklicher.
Zeit für die Qualitätskontrolle einplanen
Bei einem Hörbuch von, sagen wir mal acht Stunden, dauert die Qualitätskontrolle mindestens acht Stunden – eher mehr, manchmal auch viel mehr. Zwei Durchgänge sind nötig.
Feedback organisieren
In der Regel drängt die Zeit. Das kennt jeder, der Projekte dieser Art umsetzt. Aber: Feedback ist essentiell und Feedback dauert. Der Auftraggeber braucht genug Zeit dafür und es kann nicht schaden, ein paar Regeln für das Hören und das Feedback abzusprechen. Die Suche nach einer bestimmten Stelle in einer Aufnahme schon von nur einer Stunde Länge kann dauern. Timecode rules…
Artwork und Dateinamen absprechen
Früh im Prozess muss klar sein: wer liefert das Cover, nach welchem Schema sollen die Dateien benannt werden. Bringt sonst Huddeleien am Schluss.
Regie führen
Wenn ich lese, sitzt am anderen Ende der Signalkette Thomas Fink und kontrolliert mich. Buchstabenverwechslungen, ausgelassene Wörter und Nebengeräusche entgehen ihm nicht. Dafür, dass ich den Text gestalte, so dass es passt, bin ich verantwortlich. Das geht beim Lesen. Bei den Aufnahmen anderer Sprecher allerdings muss ich dabei sein. Nicht aus Misstrauen. Sondern weil es Nacharbeit spart.
Sauber und fair kalkulieren
Sprecherhonorare, Rechte, die Gage für den Tontechniker, die Studiomiete, die Zeit für Regie, Qualitätskontrolle, Kommunikation, Nacharbeit, die Aufbereitung für die Veröffentlichung – nichts davon sollte unter den Tisch fallen. Sonst gibts Frust, beim Studio, bei den Kollegen, bei mir oder beim Auftraggeber.
Je müde desto doof
Stimmung beeinflusst Stimme, Konzentrationsfähigkeit beeinflusst Lesefluss, einen knurrenden Magen hört man.
Und? Macht das Spaß?
Ja. Definitiv. Gilt für beide Jobs. Ein Projektmanagement in dieser Dimension hab ich lange nicht auf dem Tisch gehabt – ein Kunde mit 20 Autoren, zwei Partner auf und an meiner Seite, das war, dafür, dass ich sonst ja fast nur für einen Auftraggeber arbeite, schon ganz ordentlich. Und auch der Sprecherjob – immerhin zehn Stunden vorm Mikrofon – war nicht nur Herausforderung, sondern auch irgendwie Spaß. Wir reden ja beim Buch der „Mutmacher“ über eine Mischung aus Marketing und Geschichten, die – grob zusammengefasst – vom Unternehmer-Sein erzählen. Das war also nichts Schöngeistiges, das waren Texte, die klare Ziele verfolgen. Und so etwas liegt mir ja. In meinem Beruf geht es ja auch vor allem um die Vermittlung von Inhalten. Verschrobenes, Literarisches, künstlerisch Überhöhtes, Faxen und Unfug – alles toll, aber auch Sachen einfach nur so zu sprechen, dass der Hörer bestmöglich folgen kann und will, ist echt reizvoll. Erst recht bei 20 Autorinnen und Autoren, alle mit eigener Schreibe.
„Storytelling“
…ist die Methode der „Mutmacher“. Ganz einfach und verkürzt gesagt werden beim Storytelling nicht einfach Werbe-Botschaften in die Welt geblasen, sondern die Botschaften werden in Geschichten gepackt, einfach, weil das Hirn Geschichten besser behalten kann, weil Geschichten emotionale Nähe schaffen und weil Geschichten dem Erzähler zweifach Raum bieten zu glänzen: als Experte in seinem Fach und als guter Erzähler. Der erfahrene Autor Oliver Hübner etwa, einst an meiner Seite bei der Lesebühne Schmalz und Marmelade, gibt sehr lehrreiche Seminare für Storytelling und bei den „Mutmachern“ ist die Methode über mehrere Meta-Ebenen in einem Buch versammelt.
Warum ich das so ausführlich beschreibe? Weil Sie, liebe Leserin, lieber Leser, gerade mitten drin sind, in so einem Storytelling-Marketing-Text. Inklusive Liste! Für mich eine kleine Spielerei: Leute, die Storytelling erlernt haben, schreiben mit der Methode gemeinsam ein Buch, in dem sie, unter anderem, Storytelling als Methode loben, das wird zu einem Hörbuch und die Produktion des Hörbuchs wird in einem Text beschrieben, der die Storytelling-Methode nutzt und beschreibt, wie Unternehmer ein Buch schreiben, dabei die Methode Storytelling nutzen und loben, das mündet in einem Hörbuch, dessen Produktion in einem Text beschrieben wird, der Storytelling als Methode nutzt und reflektiert und von Unternehmern berichtet, die ein Buch… und so weiter und so fort. Wir heben ab ins Metaversum. Storytelling-Inception.
Für einen echten Storytelling-Text fehlen nur noch Kleinigkeiten. Zuerst die Frage, die Sie, die Leser, sich jetzt stellen könnten:
Brauche ich ein Hörbuch?
Wenn Sie ein Buch haben, kann ein Hörbuch zumindest nicht schaden. Erweitert den Kreis der potenziellen Leser um den der „Hörer“. Wer hat es als Kind nicht geliebt: Mama oder Papa nehmen ein Buch zur Hand und lesen vor. Oder: die Märchenhörspiele der Kindheit, was für wunderbare Erinnerungen… Erinnerungen, übrigens, die bleiben, weil sie im Moment des Hörens an eine Stimme, an Situationen und Gefühle geknüpft werden. Und wer viel beschäftigt ist und dabei nicht zum Lesen kommt, dem hilft ein Hörbuch dabei, quasi nebenbei zu lernen: beim Autofahren, beim Laufen oder Radeln…
Und wenn Sie etwas konkreter auf der Idee eines eigenen Hörbuchs herumgrübeln wollen, helfe ich gern. Kontakt via: info (at) naedler.eu
Im Sinne des Storytellings fürs Marketing wäre jetzt noch gut, wenn ich Ihnen etwas anbieten könnte, kostenlos natürlich, um Sie restlos für mich einzunehmen und… und… und… Tara! Mach ich auch:
Kostenloses Angebot: Ich lese Ihren Text
Ich weiß, das ist eine einsame Veranstaltung hier und wenn Sie bis zu dieser Stelle durchgehalten haben, dann haben Sie sich jede Form von Anerkennung verdient. Insofern traue ich mich mal. Das ist mein – selbstverständlich kostenloses – Angebot: Die ersten fünf Menschen, die mir einen Text von maximal zwei A4-Seiten Länge zusenden (Standardschriftart, Schriftgröße 12, Zeilenabstand einzeilig), kriegen eine Audiodatei zurück. Inhalt: der Text von mir gesprochen. Kleiner Pferdefuß: Es muss ein Text sein, dessen gelesene Version ich danach hier im Blog veröffentlichen darf. Sprich: die Rechte-Situation sollte dahingehend geklärt sein. Ausnahme: Geschichten für Kinder. Die lese ich auch ohne Veröffentlichung hier im Blog, wenn sie danach wirklich nur privat genutzt werden. Die Aktion läuft, bis fünf Texte beisammen sind.
Texte bitte an: info (at) naedler.eu
Und? Fazit?
Das war für mich ein äußerst komfortabler Start in die Welt der Hörbuchproduktion. Komfortabel, weil die „Mutmacher“ mir von Anfang an vertraut haben, weil sie verlässliche, nachsichtige, aufmerksame und freundliche Auftraggeber sind. Und jetzt, da das Buch samt Hörbuch längst veröffentlicht ist, stehen wir noch immer in Kontakt, ich durfte einen Auszug aus dem Hörbuch hier veröffentlichen und nun kam überraschend sogar noch ein quasi öffentliches Schulterklopfen von Markus Mertins, Coach und Berater, als Anerkennung für die Arbeit:
Das lassen wir mal so stehen… Bleibt nur noch der Dank: an die Mutmacher, an den Tonstudio-Chef Thomas Fink und die Sprecherin Claudia Thürmer und an Sie, liebe Leser. für Ihre Aufmerksamkeit.
Hier finden Sie das Buch der Mutmacher Das Hörbuch kann auswählen, wer das Buch bestellt – als zusätzliche Option.
Hier können Sie die ersten Minuten aus dem Beitrag von Markus Mertins hören. (Vielen Dank an die Mutmacher, für die Erlaubnis zur Veröffentlichung)
Lieber Thomas!
Du hast unserer Geschichte deine Stimme gegeben und Leben eingehaucht, so dass ich selbst das Gefühl hatte: Ja, so und genau so hätte ich mir die Stimme für unsere Story gewünscht. Ganz großes Dankeschön,
Ute & Arno Balk
Ich werde rot! Danke!
Ich fand Eure Geschichte auch unglaublich nachvollziehbar und sehr ehrlich. Dass Ihr Euer ganzes Geschäft so neu erfunden habt, ist wirklich beeindruckend. Und in einem Nebensatz habt Ihr mich davon abgehalten, laufen zu gehen und gleichzeitig dazu animiert, erstmal an den Grundlagen zu arbeiten, damit das mit dem Laufen irgendwann mal klappt, ohne mehr kaputt zu machen, als dass es nützt… Grüße!
Lieber Thomas, ich würde mich sehr freuen, wenn Du mal eines der Portaits von den „Menschen (aus 100 Nationen- in Schwerin“ vorlesen würdest.
Geschrieben kenne ich die Texte ja ganz gut. Und nun bin ich neugierig darauf, wie sich das anhören könnte. – Wie wär‘
Gern! Schickst Du mir Deinen Lieblingstext?