Die gepflegte Herrenrunde lebt! Im besten Podcast aus Schwerin – mit Witzen und Penis. Das steht auch auf einem Aufkleber mit QR-Code, den sich die beiden Podcaster zur 40. Sendung gegönnt haben. Die heißen Olli und Kalli und das passt.
Das Setting: Zwei Jungs fahren Auto und reden dabei. Das ist gut für die Akustik, Autos von heute machen ja dann doch schon, bis auf die Fahrgeräusche, einen guten Sound – lustig weil irritierend für jeden, der beim Hören Auto fährt. „Sowas und Betten“ ist wie eine Podcast-Zeitreise: so spontan drauf los plaudernd, ohne Netz und doppelten Boden, ohne Angst vor Konsequenzen, habe ich zumindest schon lange keinen Podcast mehr erlebt. Aus Sowas und Betten strömt Leichtigkeit, Souveränität und das Selbstbewusstsein eines vergleichsweise jungen Duos, das klar macht: uns pinkelt keiner ans Bein. Mehr als 40 Folgen, wie gesagt, sind bereits erschienen – innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit, in der Regel im Wochenrhythmus – und die beiden Podcaster wirken kein bisschen müde.
Die Themen: Leute, die nur mit einem Sparbuch und einem Turnbeutel in den Urlaub fliegen, tote Prinzen, Gries im Supermarktregal, Begegnungen beim Kubb-Spielen am Faulen See, die Sport-App auf dem Handy – das ganz normale Leben bekommt eine Bühne in diesem Podcast – und viele viele Insider-Geschichten fließen ins Hörerohr. Ich schätze die Macher so um die 30, wahrscheinlich etwas jünger, und entsprechend ist ihre Wahrnehmung der Welt. Die Erinnerungen, die sie teilen, reichen zurück bis zur Klassenfahrt – die obligatorische Pause in der Mitte der Sendung aber muss schonmal verlängert werden, weil das Kind Zahnschmerzen hat. Wenn nicht, wird Bier getrunken – in diesen Pausen – aber immer mit Blick auf die Promillegrenze. Denn auch im zweiten Teil sind wir jeweils automobil unterwegs und die Ortsmarken, die die beiden setzen, sind natürlich für einen Schweriner wunderbar nachzuvollziehen. Und wer wissen will, wie Norddeutsche reden, die so ungefähr aus dieser Ecke hier kommen, der hört rein und weiß es.
Was den akustischen Rahmen betrifft ist es wirklich der beste Podcast aus Schwerin. Intro, Zwischenstücke und das Jingle zum Ende zeigen: hier hat jemand gegriffen ins Füllhorn der Popkultur und aus winzigen Audioschnipseln sehr unterhaltsame Elemente gebaut. Darüber hinaus fahren die Jungs das ganze Social-Media-Programm: Instagram, Spotify, YouTube, Facebook.
Die Selbstbeschreibung, hier kurz extrahiert aus der ersten Ausgabe bringt das gesamte Setting nochmal auf den Punkt: Wir sind der Mittelstand, gutes Elternhaus, solide Bildung. Wir reden – gern mal ohne roten Faden (obwohl es dafür einen Obmann gibt im Duo!) – und wenn am Ende das Publikum sich unterhalten fühlt, ist alles gut. Es geht um Themen, die uns berühren, die Leute berühren, die wir kennen, ganz normale Leute, wir sind die Mitte der Gesellschaft.
Besonders schön:
– die Sound-Spielereien drumrum, wie gesagt
– Flachwitzorgien, die sich aus Versehen durch eine ganze Sendung ziehen
– wenns völlig unerwartet kurz mal tief und reflektiert wird
Bisschen schwierig:
– nicht wirklich schwierig, aber muss man mögen: die geballte Maskulinität inklusive echt dicker Hose
Und sonst so:
Da gibts gar nicht soviel mehr zu sagen: Ich kann den beiden gut zuhören. Der Einstieg war nicht ganz leicht – alles recht hermeneutisch, wenn man sich da so mitten hineinwirft, da muss man sich tatsächlich erstmal zurecht finden. (Hermeneutisch – ich wollte schon immer mal dieses Wort benutzen.) Wenn man die beiden aber erstmal mag, funktioniert das prima.
Sowas und Betten – RSS, Instagram, YouTube, Facebook.
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Da muss ich erstmal hindenken